Wie die Jungstrasse 17 zur BWG kam: Geschichte von Daniel Meier
Ich habe spontan für ein Interview als zukünftiger Genossenschafter bei der BWG zugesagt, … sind ja nur ein paar wenige Fragen, z. B. wie es dazu kam, dass ich bald Genossenschafter werde. Ich hätte diese ganz kurz beantworten können, teils in Stichworten, wäre ich nicht ein Geschichtenerzähler. Ich liebe Geschichten schon lange, gute Geschichten gut erzählt, ob wahr, halbwahr oder gar nicht, ist egal:
Eine gute Geschichte hinterfragt man nicht nach ihrem Wahrheitsgehalt … es ist ja einfach eine gute Geschichte.
Meine Geschichten basieren allesamt auf tatsächlichen Ereignissen in meinem Leben. Ich nehme mir jedoch die Freiheit der Über- oder Untertreibung oder füge da und dort ein kleines Detail hinzu, sodass die Geschichten, die ich erzähle oder aufschreibe, «gute, ja erzählenswerte Geschichten» werden.
Kein Interview also, lieber eine Geschichte erzählen:
«Vom Astronauten zum Genossenschafter» (Basel 07.03.2025)
Zeitlebens habe ich ein ambivalentes Verhältnis zum Mond, bis heute. Schon als Kind faszinierte mich «Herr Mond» (wie ich ihn nannte) ausserordentlich, jedoch beängstigte er mich auch manchmal; ein suspekter Herr also, bis heute.
Als am 21. Juli 1969 mein Vater mich als Vierjähriger wie abgemacht mitten in der Nacht weckte, um den ersten Schritten eines Amerikaners namens Neil Armstrong auf dem Mond im Fernsehen in schwarz-weiss zuzusehen, änderte sich mein Leben schlagartig. Ich sass wie versteinert mit offenem Mund und langen Stielaugen knapp vor der Bildröhre, war nicht mehr wegzukriegen und mir war sofort klar, dass ich nun alles, wirklich alles tun werde, um Astronaut zu werden. Gedacht, getan. Also, erstens brauche ich dringend eine Apollo 11 Rakete, eine grosse ! Die Zeit bis zum 6. Dezember war Horror und Terror für alle: Mit Bitten, Wünschen, Zwängen, Schreikrämpfen, Drohungen bis hin zu Erpressung versuchte ich so ein Ding zu bekommen und erst als mir der Santiklaus hochheilig versprach, also nur unter der Bedingung sofort mit der Tyrannei aufzuhören, eine Apollo 11 vom Christkind zu bekommen, wurde ich lammfromm, folgte auf`s Wort, war nur noch lieb und half Mammi wo es nur ging … okay, nur bis Heilig Abend versteht sich ! Die weisse Apollo 11, also meine (!), war grösser als ich, begleitete mich 24/7 … und ja klar, auch im Bett lag sie neben mir … und so flog ich nun Nacht für Nacht zu meinem Herr Mond, hüpfte da wie Neil blöd herum und flog gegen Morgen wieder zurück.
Nur wenig Zeit verging, da entdeckte ich in unserer Schwarz-Weiss-Röhre einen verwegenen Typen namens Clay Regazzoni, alle liebten ihn, ein Formel 1 Rennfahrer, ein Gewinnertyp, mit seinem roten Ferrari (in schwarz-weiss) und mir war sofort klar, ich will F1-Rennfahrer werden. Meine Entourage begriff auch sofort und kaufte mir ohne Anlass meinen eigenen, grossen, roten Ferrari F1. Nicht genug, denn nur Wochen später gab`s zum Geburtstag eine Carrera Autorennbahn … und zusätzlich, extra nur für mich (!), den roten F1 Ferrari als Slot-Car dazu … oh wie schön, Papi und Mammi lernen also schnell ! Grosse Teile der Wohnung waren danach dauernd in eine F1 Strecke umfunktioniert und ich gewann mit meinem geliebten roten Ferrari F1 jedes Rennen: Dany – F1 Grand Prix World Champion …
So ging es weiter und lange vor der Teenage-Zeit hatte ich schon fast alles in fast jedem Traumberuf erreicht … die Eltern machten nun immer ganz brav mit … und so wurde ich Zauberer, Kampfjet-Pilot, Herbstmesse-Bahn-Besitzer, Fernseh-Star, Strandbesitzer an der Adria, Scheff-Skilehrer, grosser Indianerhäuptling, Trapez-Künstler, James Bond, Bankier, natürlich auch Bankräuber, Meeresforscher und vieles mehr. Ein grosser Dank gebührt dabei meinen Eltern, welche mich stets und bedingungslos unterstützten … auch wenn vielleicht auch ein wenig aus Angst …
Etwas weniger spektakulär, eigentlich mit ganz leisen Tönen, befasste ich mich immer wieder mit meinen unzähligen, farbigen LEGO-Steinen, kreierte Dinge und baute damit alles, was mir in den Sinn kam … ja klar, auch Raketen und Formel 1 Rennautos. Später dann kamen Fähigkeiten im Umgang mit Karton, Holz, Metall und Kunststoffen dazu, sodass ich in meinen ruhigen, unspektakulären Phasen immer irgendetwas plante und baute. Damals schenkte ich dieser Leidenschaft wenig Bedeutung, doch rückblickend, mache ich die Firma LEGO vollumfänglich dafür verantwortlich und die tragen die alleinige Schuld daran, dass ich Architekt geworden bin. Ja LEGO, die waren`s, hinterhältig leise, fast gemein !
Nach der Matur ging ich also vom Basler Gellert-Quartier nach Zürich und studierte Architektur, also so etwas wie «LEGO für den erwachsenen Menschen», war froh, dem fast tot wirkenden Gellert-Quartier entfliehen zu können und wusste, also dahin, in dieses Quartier kehre ich nach dem Studium sicher nicht zurück !
Als junger Architekt zog ich dann in`s St. Johann, in DAS, meiner Meinung nach, lebendigste Quartier mit grossem Potential, machte mich nach 2 Jahren Lohnarbeit selbständig, natürlich im eigenem Büro im St. Johann – nach wie vor mein Lieblings-Quartier in Basel, Innerstadt-nah, am Rhein gelegen und hier bleibe ich gerne.
Als junger Architekt wünschte ich mir ein Stadthaus, am Liebsten ein kleines Mehrfamilienhaus. So suchte ich weit über 15 Jahre, bewarb mich auf Inserate, bot mit, aber keines bekam ich. Eines Tages fragte ich eine ältere, befreundete Immobilienmaklerin aus Zürich, wie man denn an eine Liegenschaft kommen könnte ? Sie gab mir schon bekannte Tipps, fragte dann aber, warum kaufst Du nicht dieses Haus, die Jungstrasse 17 ? Ich antwortete verdutzt, es gehöre einer alten Dame aus Zürich mit Namen Ida F., ich kenne sie nicht einmal. Die Bekannte aber, sie kannte die Frau F. !
Unglaublich aber wahr: Die alte Dame verkaufte uns dann das damals viel zu grosse Mehrfamilienhaus, konkurrenzlos zu einem fairen Preis. Eigentlich viel zu teuer für die damaligen Möglichkeiten meiner Partnerin und mir, aber wir setzten alles in Bewegung, um diese Chance zu ergreifen und Hauseigentümer zu werden.
Die Jungstrasse 17 wurde unser Familienhaus, in welchem wir zuerst eine, dann zwei und als die beiden Töchter grösser wurden, sogar drei Wohnungen bewohnten und die restlichen sieben vermieteten. Über 12 Jahre war das Glück auf unserer Seite, wir investierten fleissig in Sanierungsarbeiten und trotz ungefragten Kaufangeboten stand es nie zur Diskussion unser Haus zu verkaufen.
Doch wie aus heiterem Himmel löste sich für mich vor bald sechs Jahren meine kleine Familie in Luft auf (dies ist aber eine andere Geschichte !), ein Jahr später übernahm ich das Haus alleine und versuchte meinem neuen Single-Leben wieder Sinn zu geben. Ich wurde älter, hatte nun fast all mein Geld in der Liegenschaft und etwas später liess der verfehlte Wohnschutz 2022 in meiner Situation als Vermieter nicht einmal mehr eine minimale Rendite für investiertes Geld zu. So stoppte ich wie viele andere meine Sanierungspläne und fragte mich bald, weshalb ich als alleinstehender, älterer Mensch überhaupt ein MFH unterhalte und damit viel Geld binde.
Nach einem langen Prozess beschloss ich das Haus zu verkaufen: Ich durchlief einen aufreibenden Wandel von «keinen Grund das Haus zu verkaufen» zu «keinen Grund mehr das Haus nicht zu verkaufen».
Doch an wen verkaufen? An den Meistbietenden? Und ziehe ich dann aus und kauf` mir `was anderes ? Und mein Herzblut für die Liegenschaft, meine Mieter und Mitbewohner, was passiert dann, will ich dies? Viele Fragen, viele Möglichkeiten, aber nichts überzeugte, bis ich inspiriert durch meine neue Lebenspartnerin, u.a. Vizepräsidentin der Wohngenossenschaft WGLE in Basel, auf die Idee kam, mein Haus Genossenschaften zum Kauf anzubieten. Alle meine Mieter könnten dann Genossenschafter werden und ich, ich könnte in meiner geliebten Wohnung im vertrauten Quartier bleiben, ebenso dann halt als Genossenschafter. Gesagt, getan.
Herr Wunderlin der BWG meldete sich sofort, wir trafen uns zu einem ersten Gespräch, dann zu einer Besichtigung, viele Verhandlungen folgten, wir einigten uns auf einen beidseitig akzeptablen Kaufpreis und vor wenigen Tagen unterschrieben wir gemeinsam den Kaufvertrag beim Notar. Ich hätte wahrscheinlich das Haus jemandem für mehr Geld verkaufen können, aber die Lösung an eine Genossenschaft zu verkaufen, ist auf vielen Ebenen eine sehr gute und für mich deshalb Grund genug, nicht nur gewinnmaximierend an den Meistbietenden verkaufen zu wollen.
So geht nun am 1. April 2025 meine Zeit als Hauseigentümer zu Ende, ich werde wie alle Bewohner erst drei Monate Mieter im Haus sein und dann per 1. Juli 2025 Genossenschafter in der geliebten Liegenschaft werden.
Nun freue ich mich auf meinen neusten Lebenstraum «Genossenschafter», mit genau der gleichen Begeisterung und Überzeugung wie ich vor langer Zeit schon Astronaut, dann Formel 1 Fahrer, viel später dann Architekt und vieles mehr wurde.
… vom Astronauten zum Genossenschafter.
Daniel Meier
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4052 Basel
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Zu den übrigen Geschäftszeiten können Mitteilungen auf dem Anrufbeantworter hinterlassen werden. Termine sind vorgängig zu vereinbaren, damit gewährleistet ist, dass die gewünschte Person nicht im Auftrag der BWG unterwegs ist.
